Es war mal wieder sehr angenehm auf Einladung über #StarTrek zu sprechen und nicht wie sonst… einfach so.
In meiner Präsentation habe ich versucht, den technologischen Determinismus innerhalb des „Star Trek“-Franchises zu beleuchten. Dieses Konzept beschäftigt sich mit der Idee, dass technologischer Fortschritt unweigerlich die Entwicklung der Gesellschaft bestimmt. „Star Trek“ präsentiert eine Zukunft, in der Technologie viele der heutigen Probleme gelöst hat – von Energieknappheit bis hin zu Nahrungsmittelmangel.
Die Realität sieht jedoch anders aus; der Glaube in alleinige technologische Lösungen wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder erschüttert. Atomkraft, einst als Heilsbringer gefeiert, führte zu den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima. Die einfache Logik von Ursache und Wirkung, wie wir sie aus der Mechanik kennen, trifft auf die komplexe Welt der modernen Wissenschaft nicht mehr zu. Heutzutage führt eine Actio oft zu Ergebnissen, die von einer Vielzahl von Faktoren abhängen und somit nur Wahrscheinlichkeiten und nicht mehr eine einfache Reactio darstellen.
Verlorener Technologieglauben
Ich stelle mir vor, wie es gewesen wäre, einige Jahrzehnte früher zu leben, in einer Zeit, als die Hoffnung auf eine nukleare Zukunft noch frisch und lebendig war. Die Menschheit hat’s auf den Mond geschafft. Energieprobleme und Umweltverschmutzung können plötzlich gelöst werden; alles ist möglich durch Technologie. Doch die Realität hat gezeigt, dass diese Technologien alles andere als einfach und sicher sind. Und dann gab es diesen Knick, Technologie alleine kann’s nicht richten und kann sogar richtig gefährlich oder verdammt komplex sein, und ich weiß nicht, ob sich das für Einzelne wie ein Erdbeben angefühlt hat oder ob man das in der Zeit gar nicht bewusst empfunden hat. Ich bin mir aber sicher, dass dieser Knick, der durch den verlorenen Technologie-Glauben entstanden ist, jetzt auch noch Auswirkungen hat.
Earl Grey, heiß
Und dann ist da das „Star Trek“-Universum, das eine Welt zeigt, in der unbegrenzte Energie aus Materie-Antimaterie-Reaktoren verfügbar ist, Nahrung und Earl Grey durch Replikatoren erschaffen wird und Reisen schneller als Licht möglich sind. Diese Darstellung führt zu der gefährlichen Annahme, dass wir unser Verhalten nicht ändern müssen, da zukünftige Technologien die Probleme schon lösen werden.
Jedoch zeigt die Realität von Fukushima und Tschernobyl, dass das Versagen von Technologie katastrophale Folgen haben kann. In „Star Trek“ wird dies kaum thematisiert, außer in wenigen Fällen, die meist außerirdische Zivilisationen betreffen (Star Trek IV, VOY 1×04: Subraumspalten).
Solche Konzepte können in der echten Welt politische, ökonomische und soziale Reformen untergraben. Denn, aus der Konzeptsicht, werden zukünftige Technologien es ja schon richten, so als wenn wir noch in den 60ern leben würden: CO2 wird dann in diesen Vorstellungen technisch aus der Atmosphäre gesaugt, Kernfusion löst alle Probleme und Wasserentsalzungsanlagen kümmern sich sowohl um Trinkwasser als auch um Brennstoffzellenbefüllung. Was meint ihr? Ist der Techno-Optimismus eher… inspirierend oder einschränkend?
Last but not least: Danke OT89 für die Einladung und den tollen Abend!