Wenn Star Trek müde wirkt und das ZDF mich wach hält
Manchmal merke ich, wie Serien nicht am Bildschirm, sondern vor allem an meiner eigenen Laune scheitern. Bei Strange New Worlds ist das inzwischen mein Dauerzustand.
Wir sind bei „What is Starfleet“ in der 3. Staffel, und während die Serie ganz offiziell den moralischen Vorschlaghammer auspackt, sitze ich davor und nicke nur noch routiniert. Ja, ja, versklavtes Lebewesen, moralisches Dilemma, Starfleetethos, habe ich alles schon hundertmal gesehen, nur meistens klüger, spitzer, lebendiger.
Das Bittere: ich will ja eigentlich Spaß haben. Ich will mich hineinfallen lassen in dieses Universum, so wie damals bei Picard, als wir im Podcast unbedingt die erste Staffel gutreden wollten, und dabei überraschend oft sogar recht hatten. Aber hier? Ich finde einfach keinen Halt.
Das Doku-Format dieser Folge hätte ein frischer Ansatz sein können, Kunst und Medien im Trek-Kosmos sind ja traditionell ein blinder Fleck. Doch das, was dann auf dem Bildschirm landet, wirkt halbgar. Als hätten die Autor:innen selbst keine Lust, die große Frage „Wofür steht Starfleet?“ wirklich durchzukauen.
Klar, die Fan-Momente sind da. „The Sehlat Who Are Its Tail“, der Versuch, Kirk eine kleine Origin-Note zu geben, war hübsch anzusehen. Ein, zwei nostalgische Szenen, in denen man spürt: ah, hier formt sich etwas, was später wichtig wird. Aber es ist eben die sichere Nummer. Kirk als Rohdiamant, der noch nicht weiß, was er mal können wird. Seine kompromisslose Risikobereitschaft, Crew-Kameradschaft, die man in späteren Serien wiedererkennt. Alles ordentlich gemacht. Nur: aufregend ist anders. Das riecht nach Drehbuch-Mottenkiste, nach „Character Arc für Anfänger“.
Und dann „Through the Lens of Time“: eine Folge, die so bemüht ist, dass man schon beim Zuschauen den Schweiß der Writer’s Room-Sitzungen zu riechen glaubt. Chris Myers und Babs Olusanmokun sollen da angeblich geglänzt haben, ich habe das nicht gesehen.
Vielleicht liegt’s an mir, an meiner Tagesform. Aber wenn ich mich ertappe, dass ich bei Chabos (ZDF, absolute Empfehlung!) jede freie Stunde investiere und Strange New Worlds eher als Pflichtprogramm abspule, sagt das eigentlich schon alles. Denn Chabos zeigt gerade, was Fernsehen kann: eine Geschichte, die sich traut, ambivalent zu sein. Ein 36-Jähriger, konfrontiert mit seiner Vergangenheit, Sommermärchen 2006, kommentiert mit rosaroter Nostalgie, während die Bilder vor unseren Augen etwas ganz anderes erzählen. Da ist Reibung, da ist Humor, Fremdscham, da ist ein Konzept, das sich nicht selbst erklärt, sondern laufen lässt. Genau das, was mir bei Strange New Worlds fehlt: ein Gefühl, dass hier jemand etwas erzählen will, das über die nächste moralische Stellvertreterfrage hinausgeht.
Vielleicht ist das mein Problem: ich schaue Trek inzwischen mit der Erwartung, dass es mich überrascht. Dass es größer denkt, als ich selbst. Und wenn es dann nur redlich bemüht ist, sitze ich da und werde mürrisch. Star Trek darf auch mal schwach sein, sicher. Aber muss es denn ausgerechnet so schwach sein, während ich parallel eine kleine deutsche Serie schaue, die mich mit jedem Dialog neu fesselt?
Am Ende bleibt also nur dieser Gedanke: Es liegt vielleicht nicht an der Serie allein. Vielleicht liegt’s an meinem Mood, an meiner Lustlosigkeit, an zu viel Trek im Kopf. Aber wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir einfach, dass Strange New Worlds selbst noch mal Lust auf sich hätte. Ein bisschen weniger Pflicht, ein bisschen mehr Mut. Bis dahin bleibe ich beim ZDF hängen.
Ich bewerte "Strange New Worlds" mit: